Schottland
Lange ist's her seit meinen letzten Bericht;
hier nun endlich die
Fortsetzung!
24.9.2013, Dienstag, Kinlochbervie.
Heute passt es mit dem
Wetterbericht, so starte ich um 9:50 Richtung Insel Rona und da zu einer
Ankerbucht, mein nächstes von mir auserkorenes Ziel. Tagsüber habe ich
tatsächlich schönstes Segeln: wenig Welle und Wind seitlich oder
bisschen von rückwärts. Leider ist damit am Abend Schluss: Flaute,
direkt vorm Leuchtturm (57 52'11''N, 5 49'56''W). Erst gegen 21:00 kommt
ein Hauch von Wind auf, den ich nutze, um mehr vom Land wegzukommen, in
der Hoffnung, „draußen“ etwas mehr Wind abzubekommen. Um 5:20 habe ich
endlich die Nordspitze der Insel Rona erreicht. Nunja, ursprünglich
wollte ich in der Ankerbucht auf Rona nur übernachten,
aber nachdem die
Nacht jetzt vorüber ist, geht's gleich weiter, das neue Ziel heißt
Mallaig. Auf dem Weg dahin liegt die Meerenge bei Kyleakin (57 16'34''N,
5 44'33''W), die für den Straßenverkehr mit der sogenannten „Skye
Bridge“ überspannt ist, die Durchfahrtshöhe für Schiffe beträgt
beruhigende 29 Meter. Aber es herrschen beachtliche Tidenströmungen
hier, so starte ich den Motor, um die Strömung in meiner Richtung noch
zu erwischen, der Wind hat sich leider mal wieder zum Gegenwind
entwickelt. Kurz nach der Brücke geht es in den Sound of Sleat. Anfangs
noch ziemlich schmal, kommt mir die Tidenströmung nach wie vor zu Gute,
und teils kann ich auch segeln, aber die letzten Meilen vor Mallaig
kommt dann doch nochmal der Motor zum Einsatz. Um 18:20 lege ich in der
Marina am Schwimmponton an (57 00'20''N, 5 49'34''W).
26.9.2013, Donnerstag, Mallaig.
Die Marinagebühr ist mit £28,80
erschreckend hoch, zumal außer dem Steg zum Schiffanbinden nichts da
ist: keine Toiletten, keine Duschen und Strom pro Tag für £3,50 extra!
Also nichts wie weg! Ich plane eine längere Strecke bis zur Insel Jura,
wo genau dort anlanden, lasse ich auf mich zukommen, wie es die Wetter-
und vor allem Windverhältnisse erlauben. Los geht's um 10:10 mit
schwachen Winden, dann Flaute bis zum Abend. Ich nutze die Zeit, um die
Leinen der Windsteueranlage andersherum anzuschlagen, die sichtbaren
Scheuerstellen an den Leinen befinden sich nun an anderen Positionen. Um
22:45 bin ich querab von Point of Ardnamurchan (56 44'29''N, 6
16'49''W). Insofern bedeutsam, weil diese Landspitze als Trennstelle für
die lokalen Wetterberichte dient. Um Mitternacht habe ich erst 27
Seemeilen zurückgelegt, für 14 Stunden auf dem Wasser enttäuschend, die
Zeit der Flaute schlägt hier zu Buche. Gegen 3:00 morgens kommt Wind
aus? richtig, Südost auf, meine Zielrichtung. Bis zur kleinen Insel
Iona, einer Insel vor der Hauptinsel Mull, geht es noch, damit zu
segeln, aber dann Richtung der Insel Jura ist es reiner Gegenwind. Ich
versuche, aufzukreuzen, aber wie so oft, bei Welle kann ich keinen
Streckengewinn gutmachen. Mittags gebe ich auf und segle um die Insel
Iona nach Norden herum zurück und auf der Nordseite von Ross of Mull,
einer Halbinsel von Mull, suche ich Schutz in der Ankerbucht Loch na
Lathaich (56 19'17''N, 6 15'16''W).
3.10.2013, Freitag, Loch na Lathaich.
Wer hätte das gedacht: ganze sechs Tage hat es mich in dieser Bucht eingeweht, ständig Südost mit bis zu 5 Bft. selbst hier in der einigermaßen geschützten Bucht. Ich nutzte die Zeit für Arbeiten am Boot (Roststellen bearbeitet, Großschot- Winsch neu abgeschmiert, Hydrauliköl der Steuerung nachgefüllt, Zündkontakte am Herd gereinigt), einen Ausflug zum kleinen Ort Bunessan, und am sechsten Tag, Donnerstag, kramte ich aus lauter Langeweile meine Angel heraus. Zum Angeln habe ich nicht viel Wissen, aber was ich hier ins Wasser hänge, kann nicht richtig sein: einen Blinker, der aktives Handeln mit Auswerfen und Einholen verlangt. Ich machte das auch eine Zeitlang, aber ohne Erfolg. So ließ ich den Haken schlußendlich einfach so im Wasser baumeln. Der Fisch, der dann doch am Haken hing, hatte wohl Selbstmordabsichten! Aber egal, zum Abendessen gab es fangfrische Makrele. Und ja, heute am Freitag endlich anderer Wind! Ich kann um die Halbinsel Ross of Mull herumsegeln und Kurs auf die Nordspitze der Insel Jura nehmen, da ich auf die Ostseite der Insel will. An der Nordspitze gibt es ein heikle Meerenge zwischen der großen Insel Jura und der kleinen Insel Scarba: gewaltige Wassermassen quetschen sich hier durch einen „Spalt“ von nicht mal eine Seemeile Breite. Nun, ich denke mir, Wind ist fast keiner mehr, die Strömung ist mit mir, kann nicht viel passieren. Als ich jedoch mitten drin stecke in der Meerenge „Gulf of Corryvreckan“, geht da ordentlich die Post ab: gewaltige Strudel, Querwasser, gegenläufige Strömungen und alles mit bis zu sechs Knoten Geschwindigkeit. Ich habe schon längst den Motor laufen und versuche, ja nicht in die Kehrwasser zu kommen. Das Boot wird ordentlich hin und her geworfen, ich bin voll mit Gegensteuern beschäftigt und kann keine Fotos machen, schade! Nach kurzer Zeit bin ich durch das Gröbste durch, aber auch danach ist das Meer noch sehr unruhig, es dauert noch etliche Seemeilen, bis es einigermaßen normal zugeht. Auch auf der Ostseite ist die Strömung noch stark, obwohl ich durchs Wasser nur fünf Knoten fahre, zeigt mein GPS zehn Knoten über Grund an! Das nutze ich zum Vorankommen. Ursprünglich wollte ich gleich nach der Durchfahrt eine Ankerbucht nutzen, aber so fahre ich noch ein Stück weiter nach Süden, bis in die kleine Bucht „Tarbert Bay“. Das habe ich bisher auch noch nicht gemacht, in so eine kleine Bucht, ohne Seezeichen oder Lichter, in finsterer Nacht einzulaufen. Aber GPS- Kartenplotter sei Dank, ist das heutzutage kein Problem mehr, in stockdunkler Nacht um 21:30 werfe ich den Anker in der Mitte der Bucht, zumindest was mein Kartenplotter als Mitte anzeigt. Das erste Tageslicht zeigt, dass die Position ziemlich perfekt ist (55 58'09''N, 5 49'58''W).
5.10.2013, Samstag, Tarbert Bay.
Wind aus Süden, und genau in die Bucht. Also Aufbruch zu einem besseren Ort. Vorher noch Ölstand kontrollieren. Ich stelle dabei fest, das zwei Motor- Gummilager lose sind. Daher das „Geklingel“, das ich bisher nicht orten konnte. Ein Lager kann ich richtig festziehen,für das andere muss ich mir erst einen passenden Gabelschlüssel besorgen, für die Nuss schaut das Gewinde zu weit heraus, notdürftig habe ich es mit einem Rollgabelschlüssel befestigt. Die Bedingungen zum Segeln sind nicht gut: Südwind, also Gegenwind, Wellen gegenan und etwas Tidenströmung dagegen dürfte auch noch vorhanden sein. Wider besseren Wissens mache ich einen Versuch, dagegen anzukreuzen. Aber nach vier Stunden und zwölf Seemeilen bin ich genau wieder vor der Einfahrt in „meine“ Ankerbucht. Also fertig für heute und rein zum Ankern. Ich versuche, mich vor dem Südwind etwas hinter dem Felsen zu verstecken, der in die Bucht ragt, und hoffe auf den Südwestwind, der vorhergesagt ist. Damit wäre ich in der Bucht gut aufgehoben. Aber dieser Südwest kommt nicht, alle zwei Stunden bin ich draußen, um die Position und den Anker zu kontrollieren, keine geruhsame Nacht.
6.10.2013, Sonntag, Tarbert Bay.
Ich beschließe, diese für diesen Wind unbequeme Bucht zu verlassen, früh um 8:00 fahre ich mit Motor los, gegen den Wind, aber jetzt mit der Strömung Richtung der Insel Gigha, die ein Bojenfeld und eine geschützte Lage für die südlichen Winde verspricht. Obwohl sich dieser „Sound of Jura“ mehr und mehr weitet, sind immer wieder hakige Wellen und Oberflächenwirbel zu sehen, die ihre Ursache in der Tidenströmung haben: welche Energien stecken da im Wasser! Bereits um 11:40 bin ich fest an einer Mooringtonne in der Ardminish Bay auf Gigha (55 40'30''N, 5 44'00''W). Mooringtonne bedeutet, ich muss mit meinem Beiboot ans Land rudern,es gibt keinen Kai oder Pontoons. So früh am Tage mache ich gleich noch einen Landgang zu den „Achamore Gardens“, von früheren Inselbesitzern über Jahrhunderte angelegt, es gibt viele verschiedene Hortensienarten, auch Eigenzüchtungen, und weitere Pflanzen aus der ganzen Welt. Leider ist jetzt im Herbst alles verblüht und zum Teil schon abgedeckt für den Winter. Montags ist der höchste Berg der Insel dran, ich erklimme den Creag Bhan mit stattlichen 100 Metern (nein, hab' keine Nullen vergessen!). Danach auf einen Kaffee (und Internet) ins Hotel. Über Wikipedia erfahre ich von einem sogenannten „Ogham Stone“ und einer Kirchenruine. Beides wird sofort aufgesucht: der Stein ist eher unspektakulär, es sind auch nur wenige Schriftzeichen zu erkennen, und die Kirche wurde bereits im 16. Jahrhundert errichtet, aber irgendwann dem Verfall preisgegeben. Jetzt versucht man, die Reste zu stabilisieren. Sie ist von einem Friedhof umgeben, deren Grabsteininschriften bis Anfang 1800 zurückgehen, soweit ich es entziffern kann.
Der gestrige Wetterbericht (Navtex) spricht von aufkommenden Westwinden, und der Morgenbericht bestätigt das, also nichts wie los Richtung Süden. Leider ist der Wind dann doch mehr Südwest, so dass ich hoch am Wind segeln muss, keine Vergnügen bei Wellengang, wo sich das Boot immer mal wieder feststampft und mühsam wieder auf Geschwindigkeit kommt. Irgendwann höre ich ein Geräusch, das neu ist, kann's aber nicht zuordnen. Kurz darauf weiß ich, was los ist: die Travellerschiene am Baum, auf der die Reffleinen vom Großsegel mit Rollen umgelenkt werden, hat sich losgerissen und baumelt jetzt, nur an den Rollen gehalten, unter dem Baum herum. Die Alunieten, mit denen die Schiene befestigt war, sind auseinandergerissen. Ich muss das Segel bergen, aber sogleich merke ich, ohne dem Segel kann ich noch weniger Höhe am Wind erreichen. Also bastle ich aus Leinen einen Ersatz, das muss bis in den nächsten Hafen reichen. Unter diesen Umständen werde ich nach Stranraer reinfahren, das ist zwar gute sieben Seemeilen in einer Bucht, aber andere Häfen sind noch schlechter erreichbar. Um 21:10 mache ich (leider) am Besucherponton fest (54 54'30''N, 5 01'43''W). Leider deswegen, weil der Wind immer mehr zunimmt, mit meinem Hand- Windmesser messe ich 6, in Böen bis zu 8 Bft, und das vom Boot aus in einer geschützten Marina. Allerdings nicht so geschützt, zumindest der Besucherponton. Die Wellen finden durch die Einfahrt, die genau in Windrichtung liegt, in den Hafen und zu meinen Liegeplatz herein: ich werde ganz schön durchgeschüttelt. Aber umparken bei diesem Wind will ich auch nicht. Abends genehmige ich mir eine Pizza im Ort. Als ich zurückkomme und routinemäßig meine Fender durchzähle, muss ich feststellen, dass einer „bootsflüchtig“ ist. Noch dazu ein neuer. Am nächsten Tag ist starke Ebbe, der größte Teil der Hafenbucht liegt trocken. Mit Gummistiefeln ausgerüstet mache ich mich auf die Suche nach dem Flüchtling und finde ihn im hintersten Eck hoch auf den Ufersteinen. Dem starken Wind sei Dank hat's ihn quer über die gesamte Hafenbucht geblasen. Nach dem Frühstück ab in die Stadt. Ich kann tatsächlich so lange Blindnieten kaufen und diese Schiene wieder annieten. Gut, dass ich ein Profi- Nietwerkzeug dabeihabe! Sie ist zwar wieder so befestigt, wie vorher, mit der Gefahr, dass diese Nieten wieder reißen, aber eine andere Lösung habe ich jetzt auch nicht parat.
10.10.2013, Donnerstag, Stranraer.
Der Wetterbericht sagt nördliche
Winde voraus, dies will ich nutzen, um nach der Isle of Man zu gelangen.
Ich habe mir ausgerechnet, dass ich am Abend losfahren müsste, um
optimal mit der Tidenströmung nach Süden zu kommen, und später bestätigt
mir ein ortsansässiger Segler meine Berechnungen. So geht’s um 18:40
los. Schon bald nach dem Verlassen der Marina kann ich Segel setzen, und
es geht bei wunderbarer Stimmung durch die Nacht: der Wind raum, kaum
Welle wegen Landwind, sternenklarer Himmel mit ein paar Sternschnuppen
und den Millionen von Sternen der Milchstraße, die
Leuchtfeuer der
irischen Küste huschen über den Horizont, und zu guter Letzt einen
Strom, der mich zusätzlich nach Süden schiebt zum Kap Mull of Galloway
(54 38'04''N, 4 51'27''W). An diesem Kap sollte man zur richtigen Zeit
sein, bzgl. Tidenströmungen, ich passiere es zum richtigen Zeitpunkt:
bei mit mir laufendem Strom. Das herrliche Segeln ist allerdings bald
nach diesem Kap zu Ende: der Wind frischt richtig auf und ich habe mal
wieder Kurs hart am Wind zu segeln. Diese „leichten“ Winddrehungen von
vielleicht 45 Grad machen mir immer wieder zu schaffen. Im normalen
Leben egal, aber für einen Segler entscheidet das, ob man noch um ein
Kap kommt oder nicht. Heute kann ich mich grad so um das Nordkap der
Isle of Man, dem Point of Ayre, herumzwängen (54 26'58''N, 4 21'50''W).
Ungute Bedingungen brauen sich zusammen: der Wind mittlerweile aus
Nordost, der Strom kommt mir jetzt aus Südost entgegen, das daraus
entstehende Wellenbild lässt das Schiff wie einen störrischen Bronco
herum springen. Und eine Hafenzufahrt in Erwartung, in die der Wind
genau hinein bläst. Es kommt aber sowieso anders: als ich vor der
Hafeneinfahrt per Funk mein Kommen ankündige, heißt es, jetzt schlecht,
da eine Highspeed- Fähre am Ablegen ist, ich soll eine halben Stunde
draußen warten. So berge ich das gereffte Vorsegel und treibe vor
Douglas, meinem Ziel, herum. Aber auch diese Zeit geht vorbei, und dann
widmet man mir die ganze Aufmerksamkeit: ob ich schon mal da war, ob ich
Karten des Hafen habe, Länge und Tiefgang des Bootes wegen des
Liegeplatzes. Nein, war noch nie da, ja, habe Detailkarte des Hafens,
beschreibe meinen Weg zur Hebebrücke, und so ist alles abgeklärt. Um in
den inneren Hafen zu kommen, wird extra diese Hebebrücke geöffnet. Innen
erwartet mich schon ein Marina- Mitarbeiter und hilft beim Festmachen,
ich bekomme auch gleich die RFID- Card für die Tore der Anlage. Das ist
mal ein Service, meist muss man der Karte oder dem Zugangscode
hinterherjagen. Jedenfalls sind um 15:20 die Leinen fest mitten in der
Stadt (54 08'50''N, 4 28'53''W).
12.10.2013, Samstag, Douglas, Isle of Man.
Heute Stadtbesichtigung, ich marschiere die gesamte Uferpromenade ab bis zur Endstation der berühmten Pferde- Trambahn. Diese ist aber seit Mitte September in der Winterpause – Schade. Auf dem Rückweg ein Schlenker Richtung Innenstadt und zum Manx- Museum. Manx ist eine hier sehr verbreitete Bezeichnung für die Insel und ihre Bewohner. Abends noch ein Spaziergang zur „Camera Obscura“. Dass diese schon im „Winterschlaf“ ist, wusste ich schon. Aber ihre Lage oberhalb des Hafen und der Stadt bietet einen wunderbaren Ausblick.
13.10.2013, Sonntag, Douglas, Isle of Man.
Sonntag ist Ausflugstag, ich
fahre mit der Steam Railway, einem über hundert Jahre alten, original
erhaltenen Zug mit Dampflokomotive nach Port Erin an der Südspitze der
Insel. Hier ist Endstation, es gibt ein kleines Eisenbahnmuseum, und in
der einen Stunde Aufenthalt ist auch noch ein kleiner Stadtbummel
möglich. Auf der Rückfahrt lege ich einen Stopp in Castletown ein. Wie
der Name schon verrät, steht hier ein Castle, nämlich Castle Rushen,
eine der besterhaltenen Burgen Europas. Der Ursprung geht auf das Jahr
1265 zurück, es wurde mehrere Male umgebaut und erweitert.
Es diente auch als Gefängnis, ein berühmter Insasse war Bischof Thomas
Wilson. Die ca. drei Monate Gefangenschaft nutzte er zum Übersetzen der
Matthäus Gospels ins Manx'sche. So eine Dampfzugfahrt hat schon etwas
nostalgisches: der Wagen rumpelt gemütlich durch die Landschaft, die
Geräusche der Lokomotive mischen sich mit dem Rattaratta der Räder
und
immer wieder wehen Schwaden der Rauchfahne am Fenster vorbei. Zu schnell
ist mir die eine Stunde Fahrzeit vorbei. Also eine Stunde für knapp 16
Meilen! Inklusive sechs Haltestellen.
Hiermit habe ich endlich meine Berichte auf den neusten Stand gebracht,
bis zum nächsten Bericht: Ahoi aus Manx!
Bilder: Skye Bridge, in Mallaig, Gipfelblick Creag Bhan, fehlende Travellerschiene, Kap Mull of Kintyre, Stadtmarina Douglas, Seepromenade Douglas, auch das gibts im Manx Museum, Castle Rushen, Steam Railway, nostalgische Zugfahrt
18.9.2013, Mittwoch, Midvagur, Färöer.
Jetzt habe ich doch bis Mittwoch
warten müssen, bis das Wetter zur Überfahrt nach Schottland passt. Nicht
wirklich perfekt, aber jetzt im Herbst ist es unwahrscheinlich, dass
sich eine längere stabile Wetterlage einstellt. So starte ich nach Süden
mit der Vorhersage, heute Nordwind, Donnerstag wenig Wind und Freitag
Südwestwind. So günstig ist es beim Segeln gar nicht, wenn der Wind
direkt von hinten kommt: das Großsegel deckt das Vorsegel ab, nur
Vorsegel ist auch schlecht, bei Wellen flappt es und bleibt nicht
richtig stehen, nur Großsegel geht leidlich, aber ist nicht die
schnellste Variante. Ich probier's mit Groß- und Vorsegel und mit einem
Kurs leicht nach West, so dass die Segel gerade so stehenbleiben. Der
Südwestwind am Freitag kann mich dann zurückblasen auf die richtige
Kurslinie. Soweit der Plan. Bis Mittwoch Mitternacht ist der Nordwind
auch stabil, dann flaut er ab, bis ich am Donnerstag gegen 6:00 morgens
den Motor starte. Nach drei Stunden motoren kommt bisschen Wind aus Ost,
den ich bis um 15:00 nutzen kann, dann schläft auch dieser ein. Wieder
kommt der Motor zum Einsatz für ungefähr vier Stunden, dann kommt sachte
der Südwestwind auf. Über Nacht nimmt er zu, und dreht auch mehr nach
SSW, das bedeutet für mich leider zunehmend Gegenwind. Mein eigentliches
Ziel Stornoway ist nicht mehr zu erreichen, als Alternative kann ich
nach Kinlochbervie (das ist 15 Seemeilen südlich vom Cap Wrath, der
Nordspitze Schottlands) queren. Also eine neue Kurslinie auf dem
Kartenplotter erstellt und danach gesegelt. Leider hat der Navigator den
Einfahrtswegpunkt in den Hafen falsch angesetzt. So fehlen am Ende des
Tages ungefähr fünf Seemeilen nach Süd, die ich auf dieser Strecke von
sechzig Seemeilen leicht hätte herausfahren können, aber zehn Seemeilen
vor der Einfahrt: keine Chance! Wider besserem Wissen versuche ich, bei
den Wellen und sechs Beaufort Windstärke aufzukreuzen, aber wie
befürchtet segle ich mehr nach Norden zurück als dass ich Strecke nach
Süd gutmache. Aber heute habe ich das Glück, dass der Wind eine Pause
macht und weniger stark bläst. Die Gelegenheit nutze ich und motore mit
Vollgas Richtung Hafeneinfahrt – geschafft. Hatte mir schon als letzte
Möglichkeit ausgedacht, um das Kap herumzufahren und in einer Bucht an
der Nordküste abzuwarten. Aber so ist es mir wesentlich lieber. Nach
dieser „Meisterleistung“ des Navigators war ich nahe dran, ihn zu
entlassen, aber die Personalunion macht das unmöglich....
Der Hafen von Kinlochbervie liegt als nördliche Ausbuchtung in einem
kleinen Fjord. Ich komme natürlich wieder mitten in der Nacht an, und
die Einfahrt in diese Ausbuchtung erscheint mir nicht eindeutig, ich
drehe ein paar Kringel davor, mich dabei immer näher vortastend, bis mir
klar ist, wie die Zufahrt verläuft. Die Einfahrt ist zwar mit
Leuchtfeuern ausgerüstet, aber ich bin lieber vorsichtig und will mir
sicher sein, bevor ich einfahre. Drinnen gibt es für Gastyachten einen
Schwimmsteg, ideal bei gut vier Meter Tidenhub. Um 23:15 mache ich dort
fest (58 27'21''N, 5 02'58''W).
21.9.2013, Samstag, Kinlochbervie.
Erst mal lange geschlafen, die Überfahrt mit drei Nächten schlaucht doch. Dann eine kurze Ortserkundung, ein paar Häuser und im Vergleich dazu große Hafenanlagen für die Fischerei. Das Hafenbüro ist geschlossen, regnen fängt's auch an, da gehe ich wieder ins Bett!
23.9.2013, Montag, Kinlochbervie.
Gestern nochmals durch den Ort gewandert, sehr verlassen wirkt alles und ausgestorben, aber abends gehen doch verschiedentlich Lichter in den Häusern an. Der Wetterbericht sagt erst für Dienstag Winde voraus, die ich nach Süden brauchen kann, so mache ich heute auf Heimwerker, zumal es so warm ist, dass ich barfuß an Deck herumlaufen kann: der Bolzen des Taljenblocks vom Baum wird mit seiner Mutter verklebt, alle Schäkelbolzen an Deck werden überprüft, die Luke über dem Herd wird (endlich!) neu mit Silikon abgedichtet, nachdem dieselbe Arbeit seinerzeit an der großen Luke erfolgreich war, und mein Ölzeug wird mit Süßwasser kräftig abgespritzt, um es zu entsalzen. Dann mal kurz zum Einkaufen und ins Hafenbüro. Dort werden mir nur zwei Tage berechnet statt der insgesamt vier, eine Freundlichkeit gegenüber dem späten Segler! Neben Abspülen ist auch noch Großputz angesagt, und den Tag lasse ich mit Berichtschreiben ausklingen.
Bilder: Die Färöer verabschieden mich mit einem Regenbogen, Kinlochbervie, typisch Schottland