Färör Insel
14.7.2013, Sonntag, Midvagur / FO
Bevor es Richtung Island geht, mein Bericht von den Färöern und der Fahrt hierher:
8.7.2013, Mittwoch, Stornoway, GB.
Habe vormittags noch „Salt Pretzel“ entdeckt, unseren Brezen nicht unähnlich, ist wohl irgendeine Backmischung. So lasse ich mir vor der Abfahrt noch 2 Butterbrezen schmecken. Um 12:00 ist „Ablegen“ ausgemacht, meine färinger Freunde starten ebenfalls. Die Uhrzeit ist diesmal nicht so wichtig, die Fahrt geht über mehrere Tage und Nächte, da kommt's auf ein paar Stunden nicht an. Um 20:15 passiere ich die Nordspitze der Insel Lewis, ab jetzt viel Wasser, bis die Färöer in Sicht kommen. Stehe mit den Färingern in Funkkontakt, alle paar Stunden tauschen wir uns über Wind und Seegang aus, und was sonst so an Bord passiert. Später reißt der Funkkontakt ab, wir sind zu weit auseinander, sie sind schneller unterwegs als ich. Ohne besondere Ereignisse geht es durch die erste Nacht, wobei ich mittlerweile so weit im Norden bin, dass es nicht wirklich dunkel wird, es bleibt dämmrig. Der Wind hält mich auf Trab, mal ist er stärker, so dass ich die Segel lieber etwas verkleinere, dann ist er schwächer, und ich hadere mit mir, ob ich das Ausrollen schon wagen soll. Dienstag Abend ist der Wind dann mal ganz weg, und ich motore gute zwei Stunden, mehr um die Batterien aufzuladen, als auf der langen Strecke vorwärtszukommen. Die zwei Motorstunden bringen mich ca. 10 Seemeilen weiter, bei einer Gesamtstrecke von ca. 230 Seemeilen nicht wirklich ein Sprung. Aber das Meer schickt zur Unterhaltung eine Schule Delfine vorbei, die noch von etlichen Pilot- oder auch Grindwalen begleitet werden (erst später erfahre ich von Hans, dass es diese Walart ist, ich wüsste das so jetzt nicht). Ab Dienstag Mitternacht wieder mehr Wind, der Motor wird gestoppt und ich genieße die Stille. Leider wandelt sich das Wetter mehr und mehr zum Standard- Färöer- Sommerwetter: diesig, teils dichter Nebel und Regen oder Nieselregen, alles in schönem Mix mit kurzen heiteren Abschnitten. Am Mittwoch gegen 21:00 starte ich endgültig den Motor, der Wind lässt mehr und mehr nach, und ich will die restliche Strecke zügig zurücklegen, weil Hans mit seiner Frau Luffa auf mich warten. Wir haben mittlerweile SMS Kontakt, ich bin an drei Färöer- Inseln vorbeigesegelt, ohne irgendetwas davon zu sehen – Nebel überall. Hans will mich in der Marina unterbringen und dort in den Liegeplatz einweisen. Bei dem mittlerweile wirklich dichtem Nebel wäre man ohne GPS- Kartenplotter und auch Radar ziemlich aufgeschmissen, so aber finde ich sicher die Einfahrt in die Hafenbucht, die mit einer mächtigen Steinmole gegen den Wellengang geschützt ist. Bis ich die Leinen schließlich fest habe, wird es doch beinahe zwei Uhr nachts (62 02'40''N, 7 10'55''W, aber der Erd-Goggl hat eh' kein gutes Bild!). Sofort geht’s zu Luffa und Hans' Haus, eine kurze Dusche, und dann darf ich zum ersten Mal seit April in einem richtigen Bett schlafen. Luffa und Hans fahren mich mit dem Auto auf den Inseln auf und ab, ich werde überall auf die Sehenswürdigkeiten hingewiesen. So komme ich bis nach Klaksvik, und auf die Insel Sandoy, natürlich auch in die Hauptstadt Thorshavn. Dort kann ich meine kleine Gasflasche befüllen lassen, was mich sehr beruhigt, jetzt wieder Reserve zu haben. Die Hauptinseln sind mittlerweile mit Tunneln verbunden, einer ist fast 6 km lang und ca. 60 m unter der Meeressohle, und weil diese Tunnel nie ganz dicht sind, gibt es unter der „Talsohle“ der Fahrbahn noch eine Zisterne, die für drei Tage das eindringende Wasser aufnehmen kann, falls die Pumpen mal versagen. Mittlerweile ist Sonntag, und bisher gab es keinen Sonnentag, man ist hier im Sommer schon froh, wenn's mal nicht regnet.
Ich werde mich über unser Sommerwetter nie wieder beschweren!
Für den Montag ist die Weiterfahrt geplant, dann sollen, Ihr ahnt es schon, die richtigen Winde wehen. Auch die Überfahrt nach Island wird ein paar Tage und Nächte dauern. Nach etlichem Für und Wider werde ich erst an die Ostküste segeln, z.B. nach Seyðisfjörður, und nicht gleich bis zur SW- Ecke, zu den Vestmannaeyjar- Inseln. Ist eben kürzer und für mich als „single-handed sailor“ einfacher. Aber die endgültige Entscheidung werde ich wohl unterwegs treffen, so wie ich eben grad vorwärtskomme.
Bilder: in der alten Stadt von Torshavn, Klaksvik, typische Färöer- Landschaft