Grossbritannien
Ist wieder Zeit für eine Aktualisierung! Sitze gerade auf dem Trockenen, schreiben ohne Schaukeln ist eh' selten......
01.11.2013, Freitag, Holyhead.
Ja, heute kann's endlich losgehen,
wenigstens eine Etappe Richtung Süden. Um 11:10 lege ich vom Ponton ab
und motore aus der Hafeneinfahrt. Draußen werden die Segel gesetzt und
Kurs Süd am Autopilot eingestellt. Gegen Mitternacht habe ich allerdings
erst 29 Seemeilen zurückgelegt: der Wind ist ab Nachmittag ziemlich
eingeschlafen, grad so, dass ich mich auf der Stelle halten kann und
nicht mit der Strömung nach Norden zurückgetrieben werde. Die
sternenklare Nacht entschädigt ein bisschen, lege mich mit meinem
Schlafsack (zum ersten Mal auf dieser Tour !) auf Deck für meine
Nickerchen, sonst uneingeschränkter Blick zum Firmament. Ab 03:00 kommt
Wind auf, aus Südost. Ich muss nicht erwähnen, dass dies nicht
vorhergesagt war! Und er legt richtig zu. Ich kämpfe mich mühsam um das
Kap Braich y Pwll und die vorgelagerte Insel Bramsey (52 44'21''N, 4
48'16''W). Ich habe beschlossen, nach Pwllheli abzudrehen und diesen
Starkwind abzuwarten. Um 09:50 bin ich vor der Hafeneinfahrt, gegen die
der Wind ordentlich Wellen aufgebaut hat. Mittlerweile dürften es um die
sechs bis sieben Beaufort sein, und mit diesem auflandigem Wind in einen
unbekannten Hafen einzulaufen: da hat man nur eine Chance, umkehren ist
schier nicht möglich. Also nochmals die Skizze im Hafenhandbuch
eingeprägt, und dann auf den schmalen Ort zwischen den roten und grünen
Bojen gezielt! Mit Vollgas schaukle ich durch die Zufahrt in die Marina
und um 10:40 schreibe ich ins Logbuch: Leinen fest in Pwllheli (52
53'06''N, 4 24'25''W).
04.11.2013, Montag, Pwllheli.
Gestern den Ort erkundet, heute ist der
Starkwind abgeflaut und ich will weiter. Mal wieder durch die Nacht,
Ziel ist Milford Haven. Leinen los um 12:40, Kurs Südwest. Anfangs komme
ich schnell vorwärts, nach einer Stunde liegen schon sieben Seemeilen im
Kielwasser. Leider ist dieses Vergnügen mit dem günstigen Westwind bald
vorbei, nach eine Flautenphase kommt Südwest auf, mal wieder Gegenwind.
Bereits mitten in der Nacht, versuche ich, um das Kap Saint David's Head
herumzukommen. Gegen den mittlerweile mit fünf Windstärken blasenden
Wind und zudem mit Gegenstrom, der um das Kap alle möglichen Wirbel und
Overfalls verursacht, gebe ich schließlich bei und segle nach Fishguard,
einem Fährhafen auf der Nordseite dieser Landzunge. Für Yachties gibt’s
nur einen geschützten Ankerplatz, keine ausgewiesene Mole oder Ponton.
Um 08:25 sitzt der Anker im Hafenbecken von Fishguard (52 00'12''N, 4
58'26''W). Während dieser Etappe ist mir mal wieder der Antennendraht
gebrochen, diesmal aber oben im Mast. Ein zur Zeit nicht reparabler
Schaden, die Maststufen reichen nur bis zur Saling, etwas die Hälfte der
Masthöhe, höher geht es nur per Bootsmannstuhl, und dazu muss man zu
zweit sein. Muss mir unbedingt ein Provisorium einfallen lassen, die
Antenne brauche ich zum Empfang von Wetterdaten auf See. Der Vorbesitzer
hat den Antennendraht mit einer Kupferlitze ausgeführt, dieser hat wohl
der starken Beanspruchung durch das Schaukeln usw. nicht standgehalten.
06.11.2013, Mittwoch, Fishguard.
Bereits um 09:00 heißt es: Ankerauf!
Heute nur „um's Eck“, also um's Kap und nach Milford Haven. Der
Wetterbericht verheißt nördliche Winde, also ideal für heute. Kaum bin
ich allerdings mitten zwischen den vorgelagerten Inseln vor dem Kap
Saint David's Head, bläst es mir mit sechs Windstärken entgegen.
Zeitgleich kommt eine Starkwindwarnung per Funkgerät: Südwest bis 8
Windstärken! Tolle Sache! Umkehren oder Augen zu und durch? Ich
entscheide mich für letzteres, will endlich um dieses Kap. Mit
Minimalbesegelung und Motorhilfe schaffe ich es schließlich, mich um
dieses Kap herumzumogeln, vor der Hafeneinfahrt von Milford Haven kann
ich den Motor sogar mal für zwei Stunden ausschalten. Nachdem es bereits
dunkel ist, spare ich mir die Durchfahrt durch den Industriehafen (und
eine Nacht Marinagebühr!) und ankere in der Dale Bay, einer Bucht am
Anfang des ausgedehnten Hafenbereich (51 42'22''N, 5 09'16''W).
07.11.2013, Donnerstag, Dale Bay.
Schon um 06:50 gehe ich ankerauf, der Grund ist die Schleuse, durch die man in die Stadtmarina kommt. Diese hat nur bis 08:30 „Freeflow“, d.h. die Schleusentore sind geöffnet zur freien Durchfahrt, außerhalb dieses Zeitrahmens ist nur begrenzt schleusen möglich. Später werde ich erfahren, die Schleuse wird gewartet, und Schleusungen werden deshalb z.Zt. gar nicht durchgeführt: entweder „Freeflow“ oder warten! Aber ich bin zur „Freeflow“- Zeit hier und mache um 08:00 fest (51 42'40''N, 5 02'17''W), mithilfe eines netten Mitarbeiters der Marina, der mir gleich alles wichtige erklärt, was man sonst erst mühsam selber suchen muss: Büro, Toiletten und Dusche, Abfall, nächster Supermarkt usw.
08.11.2013, Freitag, Milford Haven.
Heute Busfahrt nach Pembroke Dock,
das „Flying Boat Centre“ besuchen. Erst bin ich etwas enttäuscht, das
ganze „Museum“ besteht nur aus einem größeren Raum! Aber ein Mitarbeiter
erklärt mir in den nächsten Stunden alles, was es über die Ära der
„Flying Boats“ zu berichten gibt: dass die viermotorigen
schwerbewaffneten Maschinen vom Typ Sunderland zur U- Boot- Jagt im
Atlantik genutzt wurden (Vorteil: sie konnten wassern zum Auftanken:
große Reichweite) und zur Rettung von Schiffbrüchigen. Bis zu einhundert
Flugboote waren in Milford Haven stationiert und wurden hier repariert
und gewartet. Die Ausstellungsstücke sind Teile einer gesunkenen
Maschine hier im Hafen und von freiwilligen Tauchern geborgen. Erst
musste allerdings geklärt werden, ob das Flugzeug als „Kriegsgrab“ zu
bezeichnen ist, also ob es eventuell durch Kriegshandlungen mit
Todesopfern unter der Besatzung unterging. Aber dieser Flieger ging
unbemannt in einem Sturm unter: die Vorrichtung für der Festmacherleine
ist gebrochen und hat dabei ein Loch in den Rumpf gerissen. Die
geborgenen Teile sind mit einer dicken Sedimentschicht überzogen, das
Reinigen braucht Monate: in einem Wasserbad mit ständig ausgetauschtem
Wasser werden die Salzkristalle ausgewaschen, die dann gelockerten Reste
können abgeschrubbt werden. Durch die ausführlichen Erklärungen des
Mitarbeiters ist dieser Museumsbesuch doch richtig interessant geworden,
am Ende bekomme ich noch einen Kaffee spendiert. Da der Eintritt
kostenlos ist, revanchiere ich mich mit einer Spende für den Erhalt des
Museums und für die Weiterführung der Bergung. Aus Milford Haven als Öl-
und Gasterminal und auch Fährhafen ist weiter nichts zu berichten, das
Maritim- Museum hat bereits Winterpause, am Sonntag kann ich noch eine
Parade zum Gedenken der Kriegsopfer beobachten.
11.11.2013, Montag, Milford Haven.
Ich bin bereit für die Weiterfahrt,
Ziel sind die Scilly Islands, und dort die Hauptinsel Saint Mary's mit
dem Ort Hugh Town. Ablegen um 11:15, sehr regnerisches und nebeliges
Wetter. Noch im Hafen kommt mir aus dem Nebel ein dicker Tanker
entgegen, begleitet von zwei Schleppern. Außerhalb der Hafeneinfahrt
werden die Segel gesetzt, der Wind hält sich mal an die Vorhersage und
ich komme gut voran. Nachmittags spielen eine ganze Weile Delfine um das
Boot, um Mitternacht habe ich „Bergfest“ (50 49'24''N, 5 34'31''W). Am
frühen Morgen klart es auf, das regnerische Wetter macht später heiterem
Sonnenschein Platz. Hier vor Hugh Town gibt es nur ein Bojenfeld zum
Festmachen, so muss ich also mal wieder mein Beiboot zum Einsatz
bringen. Um 13:00 bin ich fest an einer solchen Mooring- Boje (49
55'06''N, 6 18'41''W), aber bis ich zur Sicherheit neben der vorhandenen
auch noch eine eigene Leine an der Boje befestigt habe, ist eine halbe
Stunde verstrichen. Dann erst mal Siesta, die Nacht etwas ausgleichen.
Heute ist kein Landgang mehr geplant, es wird ab 17:00 dunkel. Am
nächsten Vormittag kommt der Hafenmeister mit seinem Boot längsseits, er
bringt mir einen ausgedruckten Wetterbericht mit, eine Hafenbroschüre
und die Info, für den erwarteten Starkwind wäre ich an der Hafenmauer
besser aufgehoben. Das hat allerdings Vor- wie Nachteile: Vorteil, ich
brauche mein Beiboot nicht, kann jederzeit an Land, habe Strom. Nachteil
ist, mein Schiff wird aufgrund der Tide trockenfallen. Eine neue
Erfahrung! Gegen Mittag mache ich mich auf den Weg zur Hafenmauer, der
Hafenmeister ist beim Leinen fixieren behilflich, und schon bald ist das
Boot mit fünf Leinen vertäut (49 55'01''N, 6 19'02''W). Mit Spannung
erwarte ich also die Ebbe. Es knirscht ein bisschen unter dem Kiel, als
das Wasser zu wenig zum Schwimmen wird, und dann hören die
Schiffsbewegungen ganz auf, das Boot sitzt auf Grund. Von der Mastspitze
habe ich ein Fall gegen Land gespannt, um das „Anlehnen“ gegen die Mauer
zu unterstützen. Es dauert allerdings noch fast weitere drei Stunden,
bis der tiefste Wasserstand erreicht ist und das Boot bis auf zehn
Zentimeter Wasser frei liegt. Nach weiteren ungefähr drei Stunden ist
alles vorbei, das Boot schwimmt wieder frei, und ich hole mein Fall
wieder von Land zurück. Dann habe ich ca. sieben Stunden Zeit für
Landgänge, bis die nächste Ebbe eintritt und
ich mein Fall wieder zum
Land ausbringe. Wenigstens kann ich mal das Unterwasserschiff
begutachten: es hat sich fast kein Bewuchs festgesetzt. Ein erster
Landgang führt mich auf die Halbinsel „The Garrison“, auf der
Befestigungsanlagen stehen, die mit ihren Ursprüngen bis ins 16.
Jahrhundert reichen und zum Teil in den Weltkriegen noch genutzt wurden.
Im Anschluss umwandere ich die Landzunge mit dem Peninnis Leuchtturm.
Zurück geht es über den Ort „Old Town“. Am Freitag ist die Umrundung der
restlichen Insel dran. Hier existieren einige sogenannte „Entrance
Graves“, Hügelgräber, die auf bis zu 2000 v. Chr. datiert werden, ebenso
Reste der „Halangy Down“ genannten Siedlungsstätte, die von 200 v. Chr.
bis 650 n. Chr. bewohnt war. Und immer wieder faszinierende Ausblicke
auf die Insel
selbst, auf die umliegenden Eilande und zum Leuchtturm
„Bishop Rock“. Dieser Leuchtturm bezeichnet die äußerste südwestliche
Ausdehnung der Inselgruppe und es heißt, dies ist die weltweit kleinste
Insel mit einem Bauwerk. Beim Verlassen der Scilly's werde ich da dran
vorbei segeln und das mal genauer anschauen! Natürlich darf ein
Museumsbesuch nicht fehlen, und dies hier ist mal wieder richtig
interessant: geschichtliches über die Seefahrt rund um die Inseln mit
den häufigen Strandungen (ungefähr 700 bekannte!) und den angeschwemmten
oder erbeuteten Schiffsgütern, das Leben auf einem Leuchtturm zu Zeiten,
als noch mit einem Petroleumbrenner Licht erzeugt wurde,
Ausgrabungsfunde und Schmugglergeschichten. Erwischten Schmugglern, die
mit offenen Holzbooten bis Frankreich und Holland unterwegs waren, wurde
einfach ihr Boot in drei Teile zersägt. Geschmuggelt wurde übrigens
Tabak und Alkoholisches, am Schmuggelgut hat sich da bis heute nichts
geändert!
Bilder: Milford Haven, Modell einer Sunderland, Hafeneinfahrt Pwllheli, Blick aus dem Innensteuerstand, trockengefallen, Hugh Town auf St Marys / Scilly Islands, Entrance Grave, auf dem Coastal Walk, Halangy Down
Das Neuste der vergangenen Tage!
Um 15:00 öffnet sich die Schleuse für mich, ich fahre auf den Fluß Mersey raus und werde gleich mit seiner Strömung mitgenommen. Noch ein paar Bilder der Skyline, dann erfolgt das „Bojen- Hopping“, wie bei der Einfahrt. Eine nach der anderen der nummerierten Bojen zieht vorbei, bis ich um 17:15 die äußerste passiere, die Segel setze und den Motor ausschalte: endlich Ruhe! Mit dem herrschenden Südwind komme ich gut voran, die Richtung ist West, an der nördlichen Küste von Wales entlang zum Carmel Head. An diesem Küstenabschnitt werden große Windparks errichtet oder sind bereits in Betrieb. Gegen 03:30 erreiche ich das Kap Carmel Head, und jetzt sollte sich eigentlich der Wind ändern, damit ich den notwendigen Südkurs einschlagen kann. Aber den Gefallen tut er mir nicht, so starte ich den Motor, um die restlichen paar Seemeilen nach Holyhead zurückzulegen. Um 06:30 bin ich in der Marina am Ponton, aber erst um 07:00 kann man sagen: Leinen fest. Am Ponton herrscht mit zwei bis drei Bft. ablandiger, sozusagen „ab-ponton-iger“ Wind, und ich habe Mühe, das Boot an den Ponton zu bringen. Schließlich pirsche ich mich rückwärts an den Steg, weil ich da am schnellsten vom Gas/Ganghebel zur Leine komme, die ich dann um eine Festmacherklampe werfen kann. Damit habe ich schon mal eine Verbindung, das Boot liegt jetzt aber im rechten Winkel zum Steg. Eine zweite Heckleine um die benachbarte Klampe als Sicherheit, dann traue ich mich mit einer langen Leine, die am Bug befestigt ist, von Bord und zerre damit das Boot Richtung Ponton, bis es endlich parallel dazu liegt. das ganze dauerte eben eine gute halbe Stunde. (53 19'13''N, 4 38'31''W).
23.10.2013, Mittwoch, Holyhead.
Erst mal drei Stunden Schlaf nachgeholt, dann ins Marina Office, erste Stadtbesichtigung und ein Besuch des Maritime Museums. Abends habe ich bengalische Küche bei „Raja's“ ausprobiert.
24.10.2013, Donnerstag, Holyhead.
Heute Wandertag: durch den Holyhead
Breakwater Country Park weiter zum Gipfel Holyhead Montain und zum
Leuchtturm South Stack. Dieser Holyhead Breakwater war lange Zeit mit
2,4 Kilometern der längste Wellenbrecher der Welt, bis er durch ein
amerikanisches Bauwerk abgelöst wurde. Baubeginn war 1845,
fertiggestellt wurde er 28 Jahre später, ca. 1300 Menschen waren damit
beschäftigt, und 7 Millionen Tonnen Steine wurden aus dem nahegelegenen
Steinbruch mit einer extra erbauten Eisenbahn zur Baustelle geschafft.
Der Steinbruch und die Ruinen der Gebäude dort sind nun als
Touristenattraktion „Holyhead Breakwater Country Park“ zu besichtigen.
Von dort führen Wanderwege auf den Gipfel des Holyhead Montain, 219
Meter hoch. Weiter zum South Stack Lighthouse, der auf einer dicht ans
Land reichenden Insel steht, der Zugang ist mit einer Brücke in luftiger
Höhe möglich.
26.10.2013, Samstag, Holyhead.
Gestern und heute habe ich verschiedene Kleinigkeiten, die ich am und im Boot schon lange mal erledigen wollte, in Angriff genommen. Außerdem einen weiteren Stadtrundgang gemacht. Und eine Eisenbahn- Fahrkarte für morgen nach Bangor besorgt.
27.10.2013, Sonntag, Holyhead.
Ja, warum eine Zugfahrt nach Bangor? Weil
an dieser Bahnlinie der Ort und Bahnhof mit dem längsten Namen Europas
liegt: Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch (53
13'29''N, 4 11'53''W). Nein, ich bin nicht auf der Tastatur eingenickt,
der Name lautet wirklich so! Diesen Ort will ich mir nicht entgehen
lassen, und so unterbreche ich die Zugfahrt hier. Außer dem Namen als
Attraktion gibt es noch einen Marquis' Tower, ein Nelson Monument, die
St.Mary's Church und ein altes Zollhaus. Später fahre ich noch nach
Bangor weiter, einer Uni- Stadt. Nach einem Rundgang mache ich mich auf
die Rückfahrt nach Holyhead.
28.10.2013, Montag, Holyhead.
Am Vormittag lege ich ab, ich will versuchen, den jetzt einsetzenden Westwind zu nutzen. Diesmal scheint der Wetterbericht aber richtig zu liegen mit 8 bis 9 Bft.,nach meiner bisherigen Erfahrung konnte ich immer ein bis zwei Windstärken von den Angaben wegrechnen. Ich breche das Unterfangen ab, nachdem ich aus der Hafeneinfahrt „herausgeschaut“ habe. Ich müsste die ersten paar Seemeilen dagegen motoren, was bei diesen Wellen ziemlich aussichtslos ist. So kehre ich nach zwei Stunden an „meinen“ Ponton zurück, das Anlegen passiert in bereits beschriebener Weise. Bin etwas frustriert, dass ich die Windrichtung nicht nutzen kann, auf die ich schon seit Tagen warte, aber die Herbstzeit erfordert hier Tribut in Form von geduldigem Warten auf das passende Wetterfenster. Dies hier war es jedenfalls noch nicht.
30.10.2013, Mittwoch, Holyhead.
Immer noch am Warten. Per Internet sehe ich, was dieses Wetter in Deutschland alles angerichtet hat. Dieses Tief hat sich offenbar über Deutschland kräftiger ausgebildet, als es hier zu spüren war. Hier tut sich eventuell ab Freitag eine Möglichkeit zur Weiterfahrt auf, mal sehen!
Bilder: Bahnhof mit Namen, Blick auf Holyhead vom Gipfel, South Stack
Ein kurzes Update für die vergangene Woche!
14.10.2013, Montag, Douglas, Isle of Man.
Für 09:45 habe ich mich für die Brücke angemeldet, auf dass diese für meine Ausfahrt geöffnet wird. Draußen erwartet mich nordöstlicher Wind, welcher laut Vorhersage später auf Ost drehen soll. So versuche ich, erst mal möglichst viel Strecke direkt nach Ost zurückzulegen, damit ich später den östlichen Wind für die Fahrt nach Süden nutzen kann. Der Plan geht auf: als gegen Mitternacht der Wind mehr aus östlicher Richtung kommt, bin ich schon an der Küstenlinie angelangt, an der entlang ich zur Einfahrtsboje des Mersey- Flusses fahre. Am Abend reduzierte ich die Segelfläche, da ich erst gegen 04:00 morgens an der Einfahrtsboje sein muss. Dann nämlich läuft das Wasser aufgrund der dann einsetzenden Flut in Richtung Liverpool. Um nach Liverpool zu gelangen, muss man für ca. 16 Seemeilen das Mündungsgebiet des Mersey durchqueren. Es gibt einen tiefen- überwachten und mit Bojen ausgestatteten Fahrweg, da das Gebiet mit Sandbänken „zugemüllt“ ist, wie sich mein Almanach darüber ausdrückt. Bis jetzt hat mein Plan gut funktioniert, aber diese Strömung Richtung Stadt habe ich unterschätzt: zum Teil mit über drei Knoten, also ungefähr 6 km/h, läuft das Wasser Richtung Liverpool. Obwohl ich teilweise nur mit „Standgas“ unterwegs bin, bin ich doch zu früh an der Schleuse, die die Marina vom Fluss trennt. Ich muss noch 20 Minuten vor den geschlossenen Toren gegen den Strom motoren, um nicht weiter ins Landesinnere geschwappt zu werden. Aber um 07:25 kann ich ins Logbuch schreiben: fest in der Marina Liverpool (53 23'17''N, 2 59'01''W).
21.10.2013, Montag, Liverpool.
Ich habe gleich für eine Woche die Marina bezahlt, weil ich einerseits am Boot etliches erledigen will und andererseits in der Stadt viel zum Besichtigen einlädt. Die meisten Attraktionen drehen sich logischerweise um die Beatles. Ich besuche „The Beatles Story“,die Geschichte von der Band- Findung bis zur Auflösung, „Elvis and US“, als die Beatles den Elvis besucht haben, den „Cavern Club“, in dem die Beatles an die 300 Mal aufgetreten sind und sozusagen entdeckt wurden, und mache die „Magical Mystery Tour“ mit, die die Geburtshäuser der Bandmitglieder anfährt und andere aus Songs bekannte Orte wie „Penny Lane“ oder „Strawberry Field“. Am Boot will ich die roten Grundierungen endlich mit weißer Farbe überstreichen,
rund um den Auspuff muss ich allerdings erst die Grundierung wiederholen, und ein Ölwechsel steht auch an. Dazwischen stehen die Besuche der beiden Kathedralen an, und weitere Museen, also ein ausgefülltes Programm. Der Architekt der Liverpool Cathedral war erst 22 Jahre alt, als er den Wettbewerb gewann, er konstruierte übrigens auch die typischen englischen roten Telefonzellen. Für Dienstag ist die
Weiterfahrt nach Holyhead geplant, ich kann allerdings erst gegen 15:00 durch die Schleuse, vorher ist draußen zu wenig Wasser.
Bilder: Albert Dock, im Cavern Club, Liverpool Cathedral, Metropolitan Cathedral, Liverpool von oben, Museum of Liverpool